Zum Inhalt springen

Pause von Lector & Rector + Mitmach-Aufruf

Lector & Rector müssen leider bis September das schöne Saarland verlassen. Im Ausland gibt‘ s auch keine SZ, und so müssen wir unsere Tätigkeit hier unterbrechen. Anfang September geht’s dann richtig weiter.

Aber: Mitmacher / Mitbeobachter / Mitschreiber sind gesucht! Wer sich hier mit eigenen Texten beteiligen will, ist herzlich eingeladen. Wurde ein Leserbrief zurückgewiesen? Haben Sie sich über einen Artikel geärgert, Fehler bemerkt? Aufschreiben und hier veröffentlichen! Schreiben Sie uns eine Mail an szsbwatch@aol.com – dann gibt’s einen Zugang zum System. Auch auf Twitter können Sie uns kontakten unter @szsbwatch

Schönen Sommer + gute Erholung wünschen

Lector & Rector

Die SZ und ein Denunziant

Wenn sich noch jemand fragen sollte, wozu ein Blog wie dieser notwendig sein soll, dann dürfte diese Frage durch einen Blick in zwei Ausgaben der Saarbrücker Zeitung zu beantworten sein. Das Blatt erniedrigte sich nämlich zum Gehilfen einer Kampagne gegen den HTW-Rektor Wolfgang Cornetz und bricht dabei sämtliche Regeln für guten Journalismus.

Alles begann in der Ausgabe vom Freitag (8.Juli) auf Seite B1. Dort erschien am Fuße der Seite ein Artikel des SZ-Chefreporters Michael Jungmann. Titel: „Ministerium prüft Vorwürfe gegen HTW-Rektor Cornetz“. Bereits der Beginn des Textes bietet Anlass zu Empörung. Jungmann bezieht sich nämlich darin auf einen anonymen Brief und referiert dessen Inhalt. Was passiert wohl als nächstes? Springt die SZ auf jedes anonyme Schreiben an, wenn es nur weit genug verbreitet wird? Muß man in Zukunft nur viele verleumderische Briefe verschicken, um mit seiner Geschichte in die SZ zu kommen? Es ist aus gutem Grund eine journalistische Grundregel, keine Geschichten zu veröffentlichen, die sich ausschließlich auf anonyme Vorwürfe stützen.

Genau das aber tut die SZ. Keinen einzigen Vorwurf gegen Cornetz hat die SZ verifiziert. Jungmann schreibt von einer Spedition, die ,,möglicherweise“ einem Verwandten des Rektors gehört, und die von seinem Umzug profitiert haben soll. Na und? Vielleicht hat sie das günstigste Angebot gemacht. Im übrigen hätte Jungmann leicht recherchieren können, was es denn nun mit dieser Spedition auf sich hat, ob wirkliche Verwandte dort schaffen. Auch in Wernigerode hat man Telefon. Cornetz selbst hat Jungmann zu allem Überfluß nicht zu Wort kommen lassen.

In der Ausgabe vom Samstag musste das Blatt dann auch bereits teilweise zurückrudern. Die Staatsanwaltschaft nämlich sieht keinen Grund, gegen dem Rektor zu ermitteln. Der Text (erneut von Jungmann) verschießt jedoch wieder einen hinterhältigen Giftpfeil. Jungmann behauptet, dass sich das Ministerium auch schon wegen ,,anderer Vorwürfe“ mit Cornetz beschäftigt habe. Was bitte sehr soll das? Worum geht es? Was wird hier hineingeheimnist? Welche Vorwürfe waren das? Wie ist diese Untersuchung ausgegangen? Ja wohl mit einer Entlastung des Rektors. Durch schlichtes Weglassen, durch das Vorenthalten von Informationen, schafft die Zeitung einen Eindruck, der nahelegt, Cornetz sei ja schon immer ,,schuldig“ gewesen.

Man kann das alles nur als miesen Journalismus bezeichnen, der entweder aus fachlicher Unfähigkeit (Recherchefaulheit) erwächst oder aber das Ziel hat, einen Lehrer und Wissenschaftler abzuschießen. Insgesamt widerspricht dieser Artikel sämtlichen Regeln des guten Journalismus, schon allein, weil hier ungeprüft anonyme Anschuldigungen verbreitet werden. Selbst wenn der Rektor etwas Unsauberes getan haben sollte, bleibt dies ein übler Fall von verantwortungslosem Journalismus. Versagt hat im Hause der SZ aber nicht nur der Autor. Wie kann es sein, dass so ein Text an Redaktionsleitern und der Chefredaktion vorbei kommt?

Cornetz kann man nur raten, den Presserat einzuschalten.

Nun das Ende vom Lied: Am Mittwoch hat das Wissenschaftsministerium alle Vorwürfe zurückgewiesen. Man sehe ,,keine Anhaltspunkte für rechtsaufsichtliches Einschreiten“.

Rector

———————–

Mitmachen! Als Autor! Als Spürnase! SZWatch braucht Autoren, die sich mit der Heimatzeitung auseinandersetzen wollen. Nachricht an szsbwatch@aol.com

Wie die Saarbrücker Zeitung online schludert

Sprachschludereien gibts nicht nur in der gedruckten Saarbrücker Zeitung. Die Onliner des Blattes lassen in dieser Hinsicht auch gern einmal Fünfe gerade sein. Hier einige Beispiele. Es handelt sich um Twitter-Meldungen.

Seligsprechung von Nazi-Widerständlern in Lübeck bit.ly/mmmIKX
twitterfeed • 25.06.11 02:13

Wie jetzt? Sind da Nazis seelig gesprochen worden? Es war uns nicht bekannt, dass die katholische Kirche jetzt plötzlich Altnazis ehrt. Und wogegen haben die eigentlich Widerstand geleistet? Gegen die „jüdische Weltverschwörung“ (Ironie aus).

Vor einigen Tagen dies:

Stuttgart 21 – schwer verletzter Polizist entlassen

Hat die Polizei etwa dem Mann gekündigt? Das ist wirklich skandalös! Dem sollten die Star-Journalisten von der SZ aber unbedingt mal nachgehen! Das hier ist auch nicht schlecht:

Anti-AKW-Gegner fordern Grünen-Nein zu Atomausstieg bit.ly/jlDcrR
twitterfeed • 25.06.11 11:40

Sind das nun die Gegner der Atomkraftgegner, also die Atombefürworter? Nein. Es geht im dem Text natürlich um Atomkraftgegner, die der Grünen-Führung die Hölle heiß machen. Es handelt sich also um einen sprachlichen Unfall der SZ.
Weiteres bei Gelegenheit.

Lector

Mitmachen! Heimatzeitung beobachten! Ärger mit den Journalisten? Fehler im Blatt? Tendenziöse Berichte? Mitmachen und melden: szsbwatch@aol.com oder Twitter folgen @szsbwatch